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Projekt Schülermediation an der Freien Waldorfschule Eisenach

 

Mediation 9. Kl. 8

„Helfen statt wegschauen – Konflikte selbst lösen" heißt das diesjährige Projekt der 9. Klasse der Freien Waldorfschule Eisenach, „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage".

Konflikte erleben wir im täglichen Leben im Großen, wie im Kleinen. Können sich Konfliktparteien nicht alleine gütlich einigen, brauchen sie Hilfe von außen. Bei Streitfällen unter Schülerinnen und Schülern können Jugendliche oft schneller und effektiver vermitteln, weil sie sich leichter in deren Situation hineinversetzen können und die Positionen der Konfliktbeteiligten besser verstehen als Erwachsene.

So können sie ihren Mitschülern schnell, fair, einfach und mit großem Einfühlungsvermögen bei der Suche nach einem eigenen Lösungsweg und schließlich bei der Lösung des Konfliktes helfen. Doch brauchen die Helfer das nötige Know-how dazu. Um dies zu erlernen, fuhren die Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse vom 23. bis 25. August nach Weimar und begannen ihre Schülermediatorenausbildung an der Europäischen Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsstätte Weimar (EJBW).

Angeleitet durch zwei professionelle Mediatorinnen setzte sich die Klasse zunächst damit auseinander, was Mediation eigentlich ist und welche Ziele damit verfolgt werden. Die Schülerinnen und Schüler erfuhren, dass eine Mediation („Vermittlung") ein Prozess ist, in dem mindestens zwei Personen durch unparteiische Dritte beim Lösungsverfahren unterstützt werden. Konflikte, die in Streit ausgeartet sind, werden nach klaren Regeln im Gespräch so lange geklärt, bis die Streitenden bereit sind, sich zu verständigen. Dabei gibt es keine Verlierer. Denn Ziel einer/s Mediatorin/s ist es nicht, die Rolle eines Richters einzunehmen und über falsches und richtiges Verhalten zu urteilen, sondern durch verständiges Zuhören und Nachfragen beide Konfliktparteien zu einer eigenen Lösung ihres Konfliktes zu bewegen. Man kann eine Mediation somit als Hilfe zur Selbsthilfe angesichts einer scheinbar festgefahrenen Situation verstehen. Die Unparteilichkeit der Mediatorinnen/en stellt dabei eine unabdingbare Voraussetzung für das Gelingen jedes Gesprächs dar.

Diese und weitere Regeln des Gesprächsablaufs lernten unsere Schülerinnen und Schüler schnell kennen. Zur Anwendung kam ihr neu erworbenes Wissen schließlich in verschiedenen Rollenspielen, in welchen die Schülerinnen und Schüler sowohl die Rolle der Mediatoren als auch der Streitenden einnahmen. Sie machten dabei die Erfahrung, dass für eine erfolgreiche Vermittlung das Wissen um eine Gesprächsstruktur alleine nicht ausreicht. Viel wichtiger ist die Entwicklung von sozialen Kompetenzen wie Toleranz, Empathie, Selbstwahrnehmung, Kritikfähigkeit, Verlässlichkeit und Teamfähigkeit. Man muss sich in sein Gegenüber hineinversetzen und dessen Gefühle und Beweggründe nachvollziehen können. Es geht also bei der Schülermediatorenausbildung grundsätzlich um mehr als das Erlernen bloßer Techniken – die Veränderung der inneren Haltung, ein Entwickeln demokratischer Kompetenzen ist das Ziel.

Daher stellen die drei Tage an der EJBW nur einen ersten Schritt der Ausbildung zu Schülermediatorinnen/en dar. Zurück in der Eisenacher Waldorfschule wird regelmäßig weiter geübt und unsere 9. Klasse muss sich erstmals in der Auseinandersetzung mit realen Fällen behaupten. Bereits in der ersten Woche konnten sie erfolgreich in einem Konflikt einer anderen Klasse vermitteln. Im Dezember kommen die Dozentinnen aus Weimar dann für zwei Tage nach Eisenach, um die konkreten Anwendungen des Gelernten in der Schule zu reflektieren.

Gefördert wird dieses Projekt durch die lokale „Partnerschaft für Demokratie" Eisenach und Wutha-Farnroda im Rahmen des Bundesprogrammes „Demokratie leben!".

Heike Feßke und Franziska Blümel

 

Erstellt: Dienstag, 05. September 2017 20:10

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